13. Tag Island

Spoiler: 1. Hilfe Set benötigt und eine der gefährlichsten/anspruchsvollsten Straßen der Welt alleine gefahren. Stand 23:10 Uhr abends, mir geht es blendend, es ist nichts Schlimmes passiert ebenso nichts mit der Maschine – klingt sonst so brutal, nh😂 Schon knapp 2 Wochen vorbei! Geht echt schneller rum als anfangs gedacht... ist ja aber immer so.

 

Tja, wo soll ich anfangen? Weiß gar nicht, ob ich überhaupt darüber berichten sollte! 😬 Bin heute eine der gefährlichsten Straßen der Welt gefahren 🥴, war natürlich auch die schönste bisher 😀. Naja, gestern Abend habe ich geplant gehabt, heute wandern zu gehen und morgen die geniale Straße direkt am Berghang entlang zu fahren. Scout (Motorradfahrer) hat mir gestern Abend dann noch überraschenderweise erzählt, dass das eine sehr gefährliche Straße ist, die man nur bei Ebbe fahren kann, weil sonst eventuell das Wasser über dem Schotterweg steht... Zudem gibt es ein paar Furten (Flussüberquerungen) und sehr grobe Steine (Erdrutsche, Steinschläge etc.), die den Weg beeinträchtigen. Sonst wäre ich praktisch ins "kalte Wasser" geworfen worden. Aber ganz ehrlich? Gemerkt hätte ich es wahrscheinlich gar nicht... Aber überzeugt euch selbst auf der Website: Dangerous Roads - Route 622.

 

Scout möchte aufgrund der schon angeschlagenen Federung bei seinem Motorrad nicht die Strecke fahren, sein Kumpel fährt sie somit jetzt auch nicht. Auf der offiziellen isländischen Website für Straßen ist sie aber auf jeden Fall geöffnet und demnach gut passierbar. Naja, ein wenig beängstigend war es natürlich dann doch und ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich sie fahren soll oder nicht... Zumal ich ja alleine und dann auch echt irgendwie im Nirgendwo bin, wo sonst sehr, sehr, sehr wenige entlang fahren! Aber die Bilder im Internet sind einfach der Wahnsinn - vor allem da ich ja auch deswegen hier bin, um solche Wege, die nur mit 4x4-Fahrzeugen möglich sind, auch zu bewältigen! Also blieb mir praktisch keine andere Wahl.

 

Ich bin mit der Einstellung rein, einfach mal ein paar Kilometer zu fahren und dann sieht man ja, wie es läuft, ob ich weiterfahren kann etc... Ca. 14 km bis zum Turm - ganz vorne unten am Berg war mein Ziel. Da heute Morgen sooo schönes Wetter war mit blauem Himmel und Sonne, dachte ich sofort, wenn dann muss ich heute die Motorradtour machen und morgen wandern! Gesagt, getan. Gegen 11 Uhr mich fertig gerichtet, die Telefonnummer von Scout noch bekommen, falls was ist, und schon ging es los! Davor muss noch erwähnt werden, dass wir meine Kette erneut gespannt haben, was echt dringend nötig war, und ich nochmal fett Kettenspray von den beiden bekommen habe! Also, alles vorbereitet.😃

 

Aufgeregt war ich natürlich - passiert was? Ist es sehr gefährlich und dumm, alleine diese Strecke zu fahren? Aber hilft ja alles nix, ich saß ja schon auf der Maschine und nach kurzer Zeit war ich auch schon mitten drin auf dem Schotterweg, auf dem es rechts den Berghang runterging und links die steile Bergwand! Augen zu und durch - natürlich nicht wörtlich nehmen. Es war der absolute Wahnsinn. Dass ich einmal so Motorrad fahren kann, hätte ich nicht geträumt - vor allem bei dem Wetter. Der Weg war an sich sehr gut passierbar - viele Schlaglöcher, aber auch viele größere Steine, denen man geschickt ausweichen muss oder falls man doch mal zu weit nach rechts ausweicht, schießt man den Abhang runter. Also sollte man seine Maschine schon im Griff haben und Motorrad fahren können - keine Frage! Vorbildmäßig bin ich logischerweise die meiste Zeit auf der linken "Spur" gefahren (immer an der Berghangseite). Nach einer halben Stunde unglaublichen Gefühls kam mir tatsächlich ein Auto entgegen, aber zum Glück an einer Stelle, in der gerade so ein Motorrad und ein Auto Platz haben.

 

Ich glaube, die Bilder lassen auch genau das fühlen, was ich gefühlt habe. Habe sehr viel angehalten, Bilder gemacht und bin viel mit der Drohne geflogen und hatte GoPro Action! Aber wie gesagt, wenn man dem Abhang nicht in die Augen schauen kann, sollte man sich nicht hierher wagen... Zwischendrin kamen immer mal wieder kleinere Furten oder Pfützen, die natürlich Spaß gemacht haben. Nach gut 1h 30min kam ich am Turm an. Dort angekommen sah ich ein Auto mit einem Mann und seinen 2 Kindern - haben dort das Wochenende verbracht. Ist ja das reinste Paradies. Nebenbei kein Handyempfang, egal ob Internet oder Telefonie! Also mit Hilfe holen wäre sowieso nichts.

 

Der Mann meinte, dass ich eventuell ganz um den Berg herum fahren könne und dann wieder über die normale Straße zurück zum Ort. Hört sich doch super an, oder? Bis dato ja. Also weiter... Wieder schöne Drohnenaufnahmen gemacht und zack - wie es so kommen sollte, wollte ich die Drohne auf der Hand landen, wie sonst auch des Öfteren, doch dieses Mal nicht wie geplant. Schön die Rotoren in die Finger bekommen - durch wie Butter🧈. Aber nicht allzu schlimm, kurz 1. Hilfe Set raus, Pflaster drum, Banane gegessen, was getrunken und weitergefahren. Erste und damit letzte Schrecksekunde für heute - kann ich euch beruhigen.

 

Naja, nach ca. 30 km (nur noch 20 km bis um den Berg herum) kam dann eine Furt, die doch etwas tiefer und größer war. Habe relativ schnell gesehen, dass das nichts wird - vor allem alleine macht es doch echt wenig Sinn, weil die Wahrscheinlichkeit, dass meine Maschine dort im Fluss versinkt, echt hoch ist😂. Klar hätte ich davor durchlaufen können und alles, aber wie gesagt, macht keinen Sinn. Daneben gab es eine kleine Holzbrücke, die unten mit Stahlpfeilern befestigt war. Sah eigentlich echt stabil aus. Aber davor war mittendrin ein großer Stein, der darauf hinweisen sollte: nein, hier fährst du mit dem Auto nicht drüber. Also mit dem Motorrad auch nicht. Da ich ja grundsätzlich sehr vernünftig bin 😜, bin ich umgedreht und wieder zurückgefahren. War aber überhaupt nicht schlimm, denn das Ganze noch einmal zu sehen und erleben, ist es allemal wert.

 

Zwischendrin habe ich eine kleine Rast eingelegt und mich einfach mal in die Wiese gelegt - kein Geräusch außer Vögel! Gibt es in Deutschland ja praktisch nicht. 15 min lag ich einfach nur da und habe nichts gemacht. Auf dem Weg zurück merkte man, wie man so langsam den Schotter versteht und auch das Bike, die Reifen und allgemein wie man sich verhalten muss. Ausweichen ging flüssiger und man sah Hindernisse frühzeitig. Naja, abschließend kann ich sagen, dass es die Erfahrung definitiv wert war! Ein zweites Mal würde ich es wahrscheinlich mit jemandem zusammen fahren. Aber ich kann euch beruhigen - ich werde so etwas jetzt hier nicht mehr fahren (zumindest nicht alleine), denn einmal ist es gut gegangen, wer weiß, ob auch ein zweites Mal?

 

Am Camping angekommen wurde ich natürlich herzlich begrüßt von den anderen 2, die natürlich auch Respekt davor hatten und sich nach dann 4 Stunden langsam Sorgen gemacht haben. Ein 2 min Eisbad bei knapp 5°C kaltem Meerwasser darf bei so etwas natürlich nicht fehlen! Kurz danach unter die Dusche gesprungen und mich im Aufenthaltsraum aufgewärmt. Gegen halb 6 gegessen und noch mit den 2 Motorradfahrern bis ca. halb 11 unterhalten. Tee getrunken mit richtig gut Rum drin😂. Beim zweiten Tee meinte ich, ein Schucker reicht (schmeckt mir ja leider überhaupt nicht😂), aber joa - schon war der Shot Rum drin🤣 einfach witzig mit den 2.

 

Morgen ist geplant, den Hausberg hinter uns gemeinsam hoch zu wandern. Danach ins Café im Ort, das berühmt für die Waffeln ist, und später noch ins Schwimmbad und gegebenenfalls Sauna. Das Wetter soll ebenso morgen ganz gut aussehen, etwas mehr bewölkt, aber mit gutem Badewetter bei knapp 11°C! Heute ein etwas längerer Bericht, aber wer bis zum Ende durchgehalten hat - Respekt. Hoffe, er war nicht allzu langweilig😉